Integration duch gemeinsames Erleben

 

Das Pilotprojekt der Weltenspieler

 

2018 führten die Weltenspieler in Kooperation mit dem Jugendhof Bessunger Forst e.V. und der Kooperation Asyl das Pilotprojekt ANKUNFT durch. Dank der freundlichen Förderung durch die Aktion Mensch e.V. und die Städtepartnerschaft Darmstadt im Bundesprogramm "Demokratie leben" konnte das Projekt erfolgreich durchgeführt werden.

Im November 2018 wurde das Projekt durch den DLRV e.V. (Deutscher Liverollenspiel Verband) mit dem F.R.E.D im Bereich Nachwuchsförderung ausgezeichnet. Dabei handelt es sich um den Preis für fortschrittliche Rollenspielentwicklung in Deutschland.

 

 

Erste Berührungen mit der Methode Rollenspiel

Zu Beginn des Workshops hatten die Jugendlichen wenig Vorstellung davon was sie konkret erwarten wird. Daher war es wichtig an den ersten anderthalb Tagen eine intensive Einführung in die Methode Liverollenspiel zu geben und mit den Jugendlichen Schauspiel- und Theatergrundlagen zu erarbeiten. Mittels unterschiedlicher theaterpädagogischer Spiele und Übungen die der Gruppenfindung dienten konnte innerhalb kurzer Zeit eine gute Arbeitsatmosphäre erreicht werden – die sich für die Jugendlichen jedoch mehr nach einer Freizeitumgebung anfühlen sollte in der sie einen Freiraum zur eigenen Entfaltung vorfinden sollten, denn (Bildungs-)Liverollenspiel soll neben der Vermittlung konkreter Lernziele vor allem eines erreichen: die Teilnehmer sollen Spaß am Spiel entwickeln.

 

    

 

Gamesetting

Das gewählte Setting spielte in einer fiktiven Fantasiewelt, die an eine mittelalterliche Welt ohne moderne Technik angelehnt war und in der sie im Vorfeld ausgearbeitete Charaktere, bzw. Rollen darstellen sollten. Jeder Rolle lag ein Geflecht aus persönlichen Beziehungen, Vorstellungen und Wünsche zu Grunde. Darüber hinaus gehörte jede Rolle einer der drei unterschiedlichen Fraktionen an. Die komplizierten Rollen und Beziehungsgeflechte den Jugendlichen zu vermitteln, war aufgrund der Sprachbarriere eine Herausforderung, doch durch die im Vorfeld lang angesetzte Vorbereitungsphase (Briefing) konnte die Jugendlichen gut auf die eigentliche Spielphase vorbereitet werden. Die Immersion wurde durch die Ausgabe von Kostümen und Requisiten, sowie durch den Aufbau unterschiedlicher „Dörfer“ auf dem Gelände des Bessunger Forst unterstützt.

 

    

 

Fraktionen und Konflikte

Die drei Fraktionen (Brunnental, Silbertal und die Wanderer von Chili) symbolisierten unterschiedliche gesellschaftliche und politsche Systeme. Brunnental stand für eine auf dem Matriarchat basierende representative Demokratie, Silbertal für eine patriarchische Monarchie und die Wanderer von Chili für eine basisdemokratische Gesellschaftsordnung auf dem Konsensprinzip. Die Bewohner Brunnentals trugen im Spiel „Elfenohren“, die als äußeres Merkmal für die Darstellung rassistischer Vorurteile genutzt wurden. Die benachbarten Dörfer Brunnental und Silbertal lagen aufgrund einer Silbermine und eines Brunnens – auf die jede der Fraktionen Anspruch erhob – im Streit. Die Wanderer von Chili kamen als neue, unbekannte Gruppe – als Migranten – in dieses Spannungsfeld. Ziel des Spiels war es die auf rassistischen Vorurteilen basierende Konflikte zwischen Brunnental und Silbertal zu lösen, wobei die Wanderer dabei eine Art Vermittlerrolle einnahmen. Das dem Spiel zu Grunde liegende Beziehungsgeflecht ermöglichte es den Spielern verschiedenste Handlungsstränge zu verfolgen, die zur Lösung des Spiels beitrugen. Die Jugendlichen hätten die Möglichkeit gehabt die Konflikte – sowohl gesamtgesellschaftliche als auch individuelle – eskalieren zu lassen, jedoch entschieden sie sich für einen kooperativen Lösungsansatz, bzw. Spielstil. Am Ende versöhnte sich die Dörfer und die Wanderer von Chili fanden trotz aller Widrigkeiten eine neue Heimat.

 

    

 

Lerninhalte Identität, Rassismus, Migration und interkultureller Austausch

Die Lerninhalte Identität, Rassismus, Migration und interkultureller Austausch wurden ausgewählt da sie in den unterschiedlichen Kofliktfeldern des Spielszenarios gut implementiert werden konnten. Für alle drei Fraktionen und insbesondere für die einzelnen Rollen stellte sich immer wieder die Frage nach der individuellen Identität (Wer bin ich ? Was will ich?) und der sozialen Identität (Was erwartet mein Umfeld?). Das problematische Konzept der kollektiven Identiät wurde in der gemeinsamen Aufarbeitung des Spielgeschehens bearbeitet. Durch die Wanderer von Chili waren sowohl Brunnental, als auch Silbertal gezwungen sich – neben ihren eigenen, internen Konflikten – mit der Anweseneheit von Migranten auseinanderzusetzen. Bei der Konstruktion des Spiels wurde das Ziel verfolgt die positiven Effekte von Wanderungsbewegungen in den Mittelpunkt zu stellen. Als Stichworte dienen hier Ideenstransfer und Perspektivwechsel. Ein auf körperlichen Merkmalen basierender Rassismus wurde mittels „Elfenohren“ optisch dargestellt. Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass die Rassismusproblematik signifikant zurückgegangen ist als die ökonomischen Problemfelder von den Spielenden gelöst werden konnten. Das Thema intekultureller Austausch diente als eine Art inhaltliche Klammer über die die Wichtigkeit einer offenen kommunikativen Handlungsbereitschaft dargestellt wurde, welche es erlaubt Vorurteile aus dem Weg zu räumen.

 

    

 

Nachbereitung und Transfer der Lerninhalte

Durch den der Methode Edu-LARP zu Grunde liegenden Dreisprung aus Briefing (Vorbereitungsphase), Spielphase und De-Briefing (Reflexion und Transfer der Lerninhalte) ist es gelungen bei den Jugendlichen eine Sensibilisierung für die vermittelten Inhalte zu erreichen. Dies zeigte sich insbesondere während der Präsentation der Ergebnisse aus der Transferphase. Hier wurde deutlich, dass über den emotionalen und sehr individuellen Zugang eines freien Rollenspiels die Jugendlichen diese Themfelder nicht als abstrakte Konstrukte wahrgenommen haben, sondern durch das eigene Erleben einen Bezug aufbauen konnten und diesen in den Kontext ihres eigenen Lebensumfeldes und ihrer individuellen Biographie stellen konnten.

 

     

 

 

 

 

Vergangene Veranstaltungen im Rahmen des Pilotprojektes

 

Vorbereitungsworkshop "Lernen als aktives Erleben"

Der Workshop dient der Vertiefung von Vermittlungsmethoden im educational LARP und richtet sich an das Projektteam des Edu-LARPs ANKUNFT, an interessierte Vertreter*Innen der Kooperationspartner sowie eingeladene Gäste von Weltenspieler. Im Rahmen von drei Arbeitsgruppen werden folgende Themen bearbeitet:

 

  • Methodik & Aufarbeitung
  • Organisation, Zielgruppen & Öffentlichkeitsarbeit
  • inhaltliche Bildungspotenziale, Gamesetting & Storytelling.

 

 

Datum/ Uhrzeit: 16.03.2018 bis 18.03.2017


Ort: Jugendhof Bessunger Forst, Aschaffenburgerstraße 183-187, 64380 Roßdorf

 

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Edu-LARP ANKUNFT

ANKUNFT ist ein (Bildungs-)Liverollenspiel, bei dem sich geflüchtete Jugendliche und Jugendliche ohne aktuellen Migrationshintergrund gemeinsam Themen nähern können wie Identität, Rassismus, Migration und interkultureller Austausch. Durch Briefing, Spielphase und Debriefing, den drei Säulen eines educational LARP, werden die genannten Themen bearbeitet und das Spielerlebnis kann reflektiert werden.

Nach dem Vorbereitungsworkshop bildet der viertägige Workshop
den Höhepunkt des Projektes. Der Workshop gliedert sich in drei Phasen:

 

  • Einführung
  • Spielphase
  • Reflexion, Transfer der Lerninhalte.

 

Datum/ Uhrzeit: 02.04.2018 bis 05.04.2018


Ort: Jugendhof Bessunger Forst, Aschaffenburgerstraße 183-187, 64380 Roßdorf