Bildungsrollenspiel versucht Spaß und Lernen zu vereinen, auf individuelle Erlebnisse, persönliches Vorwissen, eigene Erfahrungen und Interessen einzugehen und dabei Lernen in sozialem und spielerischen Kontext zu ermöglichen.

 

Liverollenspiel ähnelt einem teilimprovisierten Theater, in dessen Rahmen die Darstellung, bzw. das Ausspielen von sozialen Beziehungen und Konflikten der einzelnen Rollen und Fraktionen eine zentrale Rolle spielt. Es wird ein Szenario erschaffen – welches auf unterschiedlichen Settings beruhen kann – in dessen Rahmen die Teilnehmenden einer konstruierten und teilweise überzeichneten Spielwelt gegenüberstehen. In diesem Kontext können Handlungsmuster gezielt eingesetzt werden, da diese in der Ausfertigung der darzustellenden Rollen implementiert werden. Dieser konstruktivistische Ansatz erlaubt den Spielenden die Auswirkungen ihres Handelns in einem geschützten Umfeld zu erleben – damit werden die daraus entstehenden Konsequenzen (be-)greifbar, ohne das sie direkte Auswirkungen auf das reale Lebensumfeld der Spielenden haben.

 

       

 

Drama Games und Liverollenspiele als Methode zur Umsetzung von definierten Bildungsinhalten birgt ein umfangreiches Potenzial an Möglichkeiten. Der didaktische Vorteil, die Methode des (Rollen-) Spiels als Konzept zur politischen Bildung zu nutzen, bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit nicht nur ‚mit dem Kopf zu lernen‘, sondern auch emotionale und körperliche Lernerfahrungen zu machen. Beim Spielen ist der ganze Mensch mit seinen geistigen, emotionalen und körperlichen Fähigkeiten gefordert. Somit tritt eine ganzheitliche Lernerfahrung ein. Stimmungen und Emotionen werden dabei bewusst erzeugt und von unterschiedlichen Kriterien wie Sprache, Kleidung, Ort, Setting und technischer Ausstattung beeinflusst.

 

Briefing - Spielphase - De-Briefing (Transfer)

 

An die skandinavische Methode des Nordic-LARP angelehnt bedienen sich Drama Games und educational LARPs dem Aufbau Briefing – Spielphase – Debriefing. In der Briefingphase werden die Spieler*innen in Workshops und Gruppenphasen auf ihre Rollen vorbereitet und ggf. in die Lehrinhalte eingeführt. Die Spieler*innen füllen die vorbereiteten Rollen, mit eigenen Vorstellungen und lebensweltlichen Erfahrungen. Da die Rollen maßgeblich das Spiel und die Spielwelt bestimmen, konstruieren die Teilnehmer*innen die Welt indem sie ihr Charaktere physisch darstellen. In der Spielphase werden bestimmte, bzw. ausgesuchte Aspekte und Spannungsfelder der Wirklichkeit in der bespielten Welt rekonstruiert. Neben der Möglichkeit einer Rekonstruktion, kann auch eine Neukonstruktion stattfinden, die alternative Wirklichkeiten denkbar, erfahrbar und erlebbar machen. Dies bietet vor allem die Chance scheinbare soziale Notwendigkeiten zu dekonstruieren und die Möglichkeit der ständigen Veränderung denkbar zu machen.

 

      

 

Die anschließende Debriefingphase dient dazu das Erlebte zu reflektieren und einen Transfer der Lerninhalte zu ermöglichen. Hier wird zwischen einer ersten Reflexionsphase und einer Transferphase unterschieden. In der Reflexion wird das Erlebte aus der Eigen- und Fremdperspektive dargestellt. Die Transferphase stellt die eigentliche Dekonstruktion dar – hier werden die im Spiel gemachten Erfahrungen mit den Lerninhalten verknüpft in einen lebensweltlichen Bezug für die Teilnehmer*Innen gestellt.

 

Die Spielphase stellt das Erleben einer fiktiven Welt in einem fremden Charakter dar. Bei Weltenspieler-Veranstaltungen wird darauf geachtet, dass vor allem eines für die Teilnehmer*Innen möglich wird: Spaß zu haben. Educational LARP soll den Teilnehmende Spaß bereiten und sie so dazu motivieren, sich auf komplexe Themen einzulassen. Das eigentliche Spiel steht jedoch nicht für sich. Erst durch eine durchdachte Vor- und Nachbereitung des Spiels können die gewünschten Lerneffekte erreicht werden. Liverollenspiel kann eine hochgradig emotionale Erfahrung sein, daher gilt es darauf zu achten, dass die Teilnehmenden sicher und auf angenehme Weise aus der Spielphase herausgeleitet werden (De-roling).

 

     

 

In der Vorbereitungsphase werden die Teilnehmer*Innen mit der Methode Liverollenspiel und ihren Chrakteren vertraut gemacht. Die Charaktere und die sozialen Beziehungen zwischen ihnen spielen eine zentrale Rolle. Daher nimmt die Erarbeitung und das Einfinden in die Charaktere einen wichtigen Teil der Vorbereitung in Anspruch. Diese werden in der Debriefingphase mit den Erlebnissen aus dem Spiel verknüpft und aufgearbeitet. Das Debriefing setzt sich somit aus zwei Phasen zusammen:

 

1) Reflexion des eigentliche Spiels (“Was hat mir gefallen, was nicht?”). Hierbei ist es wichtig, auf die individuellen Erlebnisse und auf im Spiel entstandene emotionale Situationen Rücksicht zu nehmen und diese mit aufzugreifen.

 

2) Der Lerninhalte werden auf Basis der Erfahrungen die die Teilnehmer*Innen im Spiel gemacht haben erarbeitet. Dazu dienen unterschiedliche Workshopmethoden, wie beispielsweise „Stumme Diskussionen“ oder „The ordering game“. Aber auch gezielte Fragen zu Spielsituationen und den Emotionen die Teilnehmende in bestimmten Situation hatten, sind ein wichtiger Schlüssel um einen Transfer der Lerninhalte zu ermöglichen.

 

Format 1: Drama Games

Drama Games zeichnen sich dadurch aus, dass sie nahezu überall und ohne größere Vorbereitungen gespielt werden können. Sie besitzen immer einen konkreten Lerninhalt und dauern in der Regel zwei bis sechs Stunden - inklusive Vor- und Nachbereitungsphase.

 

   

 

Format 2: Educational LARP - Bildungsrollenspiele

Educational LARP steht für "Educational Live-Action-Role-Play", was so viel bedeutet, wie ein (Live-)Rollenspiel mit Bildungshintergrund. Im Gegensatz zu Drama Games, nimmt das Format des educational LARP deutlich mehr Zeit in Anspruch. Es handelt sich meist um mehrtägige Veranstaltungen, bei denen intensiv mit Kostümen und Requisiten gearbeitet wird und dem Setting entsprechende Örtlichkeiten genutzt und vorbereitet werden müssen.